Ein Rätsel-Update

Vor ein paar Wochen habe ich mit Hilfe des Meisterdetektivs Schneeflock Holmes versucht herauszufinden, warum meine neuen Bücher so selten in Buchhandlungen landen. Die Resonanz auf das kleine Rätselcomic war groß, und ich möchte heute die bisherigen Ermittlungsergebnisse (und was ich bereits unternommen habe) mit Euch teilen. Ich hoffe, dieser Einblick in die Untiefen des Buchvertriebs ist für Euch interessant.

Wer das Comic verpasst hat, hier könnt Ihr es nachlesen:

Schneeflock Holmes Comic

Danke an alle, die das Comic kommentiert oder geteilt haben! Das hat mir viel Feedback von Comic- und Buchhändlerinnen gebracht. Wie vermutet, hatten viele Buchhändler*innen einfach keine Ahnung, dass meine neuen Bücher existieren.

Was habe ich bisher unternommen?

Den Buchhandel flächendeckend zu kontaktieren ist unerwartet schwierig. Offizielle Buchhandelslisten gibt es nicht, und Verlage behalten ihre eigenen Listen wegen Datenschutz oder aus Angst vor Konkurrenz für sich.

Ein Freund gab mir den Tipp, auf der Seite zum „Gratis Manga Day“ nach teilnehmenden Händlern zu suchen. Das brachte mir auf einen Schlag über 1500 Adressen, aber ohne E-Mail-Kontakte. Meine Partnerin hat sich dann durch die Liste gewühlt und die passenden Webseiten und E-Mail-Adressen herausgesucht. Ein sehr mühsames Unterfangen, da viele Comicläden Webseiten haben, die aussehen als wären sie im letzten Jahrhundert gebastelt worden - animierte Neon-Buchstaben-GIFs gefällig?
Und die meisten Buchläden gehören mittlerweile zu Ketten ohne eigene Mail-Adresse. Am Ende hatte ich trotzdem über 1000 Mail-Adressen von Läden, die Comics und Cartoons verkaufen könnten.

Diesen über 1000 Buchhandlungen habe ich eine hübsch illustrierte Email geschickt... Geöffnet wurden davon ca 300... Bestellungen über meine Webseite gab es...
... Trommelwirbel...
fünf.

Warum über meine Webseite?

Viele kleinere Händler bestellen über „Barsortimente“ – große Zwischenhändler, die Buchläden mit Büchern von verschiedenen Verlagen beliefern. Das ist für Buchhändler praktisch, da sie nur von einem Anbieter beliefert werden und eine einzige Abrechnung bekommen.

Der Grund, warum ich gerne gehabt hätte, dass mehr Händler direkt über meine Webseite bestellen, ist folgender: Ich habe 20.000 kleine Cartoon-Hefte als Leseproben drucken lassen. Jeder Buchladen bekommt bei einer Buchbestellung 50 Leseproben gratis dazu, um sie an Kunden zu verteilen. Wenn von diesen 50 Leuten nur eine Person durch die Leseprobe auf den Geschmack kommt und ein Buch von mir kauft, hat sich das Ganze schon gelohnt.

Das Problem: Wer über die Barsortimente bestellt, bekommt keine Leseproben. Hier werden nur Bücher ausgeliefert. Keine Extrawurst für superclevere Cartoonisten.

Die Reaktionen auf das Rätselcomic

Das war der Stand der Dinge als ich vor einigen Wochen das Schneeflock-Holmes-Comic veröffentlichte. Ich war verständlicherweise etwas frustriert und verwirrt, was die konkreten Gründe für die verhaltenen Bestellungen des Buchhandels waren.

Die Reaktionen auf das Rätsel-Comic haben mir dann zumindest ein paar Ansätze geliefert.

Von ein paar Comichändlern habe ich Argumente gehört wie „Wir bestellen das nicht, weil sich das nicht verkauft.“ oder „Wenn schon so viele Leute die Bücher online kaufen, kauft die ja niemand mehr bei uns.“
Die Henne-Ei-Problematik dieser Argumente ist für mich so offensichtlich, dass ich sie gar nicht weiter hinterfragen muss.

Wichtiger war für mich folgendes Feedback:
„Es ist zu kompliziert, Bücher direkt beim Autor zu bestellen, und die Konditionen sind nicht gut.“

Dabei sind meine Bücher auch über die Barsortimente erhältlich und sogar bei Bestellungen über meine Webseite läuft der Vertrieb über die Münchner Verlagsgruppe zu normalen Händlerkonditionen. Das hätte ich wohl klarer kommunizieren müssen.

Anscheinend bevorzugen viele Buchhändler*innen ausserdem gedruckte Informationen. Also habe ich eine Broschüre gebastelt, in der alle wichtigen Infos zu meinen NICHTLUSTIG-Büchern und den Leseproben zusammengefasst sind.

Fast 1000 dieser Broschüren und je eine Leseproben-Probe haben meine Partnerin und ich in Umschläge gesteckt, zugeklebt und an Comic- und Buchläden in Deutschland verschickt.

Das ist jetzt drei Wochen her.

Bestellungen über meine Händler-Webseite seitdem...
... Trommelwirbel...
zwei.

Wenn allgemein kein Interesse mehr an meinen Cartoons vorhanden wäre, könnte ich das nachvollziehen. Es wäre nicht das erste mal, dass etwas eine Zeit lang populär ist und dann wieder in der Bedeutungslosigkeit verschwindet. 

Aber dem ist ja nicht so. Ich bin stolz darauf, dass selbst nach so langer Zeit Leute meinen Quatsch noch immer mögen und es sogar Leute gibt, die meine Cartoons grade erst entdecken.

Was mich verwirrt, ist der extreme Kontrast zwischen dem Verkauf meiner Bücher auf meiner eigenen Webseite (und auch beim großen bösen A) und den mehr als verhaltenen Bestellungen im Buchhandel.

Und was jetzt?

Ich plane Ende des Jahres eine kleine Signiertour, aber das hilft hauptsächlich den Läden, die meine Bücher ohnehin schon verkaufen. Wie ich die anderen Buchläden erreiche, weiß ich nicht. Vielleicht sind meine Cartoonbücher heutzutage wirklich eher ein Fan-Produkt für NICHTLUSTIG-Ultras und mich selbst. Und das wäre auch ok. 

Ich mache Bücher, weil es Spaß macht und weil es toll ist, meine Cartoons gesammelt zwischen zwei hübschen Buchdeckeln im Regal stehen zu haben. 

Nur schade um die 19.000 Leseproben, die noch im Lager liegen.

Danke fürs Lesen! 
Wenn Ihr Anregungen habt, immer her damit!
Und hier noch der Link zu meiner Buch-Bestellseite für Buchhändler, falls da jemand Interesse hat: www.joscha.com/buchhandel

Joscha