Warum es bald keine NICHTLUSTIG-Bücher mehr gibt
Ich mag Bücher.
Meinen ersten Kontakt mit Comics hatte ich über Bücher, die im Badezimmer meiner Eltern lagen und wegen denen meine Toilettensitzungen schon mal ein paar Stunden dauern konnten.
Später füllte sich dann auch mein eigenes Bücherregal mit Comics und als ich mit NICHTLUSTIG im Internet anfing, hatte ich sofort den Traum, meine eigenen Cartoons auch gedruckt auf Papier zwischen zwei Pappdeckeln zu sehen.
2003 erschien schliesslich das erste NICHTLUSTIG-Buch beim Carlsen-Verlag und ich war mächtig stolz. Endlich konnte man meine Cartoons in der Hand halten, sie verschenken und sie auch an anderen Orten lesen als vor einem klobigen Computermonitor. Zum Beispiel stundenlang auf der Toilette der Eltern.
Das ist jetzt fast 20 Jahre her und seitdem hat sich viel verändert. Mittlerweile tragen wir alle das komplette Internet in der Hosentasche spazieren und über Streamingdienste und Social Media gibt es unbegrenzt Unterhaltung, wann und wo wir wollen. Zum Beispiel stundenlang auf der Toilette der Eltern. Das macht es für Cartoonbücher nicht leichter.
Der Beruf des Cartoonisten hat sich entsprechend auch verändert. Neben dem Ausdenken und Zeichnen lustiger Bilder ist ein großer Teil des Jobs mittlerweile das Veröffentlichen auf Social Media, Selbstvermarktung, Community Management und oft auch eine Präsenz ausserhalb der Cartoons, z.B. durch Podcasts und Bühnenshows.
Was sich seitdem nicht geändert hat, ist die Zusammenarbeit mit dem Verlag. Und das finde ich schon länger problematisch. Während immer mehr Aufgaben und Verantwortung für den Erfolg eines Buches auf die Künstler*innen abgewälzt werden, scheint der Verlag nicht wirklich zu Innovation, Risiko oder Verantwortungsbewusstsein für seine Künstler*innen bereit. Über die letzten zwei Jahrzehnte haben wir Künstler*innen immer wieder Gespräche dazu geführt. Wir haben Vorschläge gemacht und zu Veränderungen angeregt. Und obwohl wir immer wieder versichert bekommen haben, dass sich „was ändern müsse“, hat sich nicht wirklich etwas verändert. Und wenn, in meinen Augen eher zum negativen.
Als ich nach meiner Cartoon-Auszeit wieder anfing, neue NICHTLUSTIG-Cartoons zu zeichnen, stand für mich natürlich auch die Frage im Raum, ob ich weiterhin NICHTLUSTIG-Bücher beim Carlsen-Verlag veröffentlichen möchte.
Bei einem letzten Gespräch stellte ich ganz direkt die Frage, was der Verlag ausser des Vertriebs zukünftig tun würde, was ich nicht auch selbst tun könnte. Die ernüchternde Antwort darauf war: „Dann viel Glück!“
Das machte mir meine Entscheidung zumindest um einiges leichter.
Vom Verkauf meiner Bücher alleine kann ich schon länger nicht mehr leben. Verkaufszahlen von Cartoonbüchern sind wegen der oben genannten Gründe seit vielen Jahren rückläufig. Mir war also ohnehin klar, dass ich einen anderen Weg finden musste, die Cartoon-Arbeit für mich wieder profitabel zu machen.
Durch die Unterstützung meiner Arbeit auf www.steady.de/joschadurch Fans habe ich eine neue Möglichkeit gefunden, wie ich auch ohne Bücher von meiner Arbeit leben kann. Vielen Dank daher an alle, die mir das ermöglichen!
Um alle Rechte vom Carlsen-Verlag zurück zu bekommen, musste ich ihnen die restlichen NICHTLUSTIG-Bücher abkaufen. Wer also noch eins dieser Oldschool-NICHTLUSTIG-Hardcover-Bücher haben möchte, die nie wieder produziert werden, kann sich eins der letzten Exemplare für 10 Euro in meinem Shirt-Shop schnappen:
Hier geht's zu meinem Shop!
Und das ist der aktuelle Stand.
Ich bin glücklich mit meiner Entscheidung. Ich habe über die Jahre viele tolle Erlebnisse durch die Zusammenarbeit mit dem Carlsen-Verlag gehabt, aber es fühlt sich konsequent und richtig an, diese Langzeit-Beziehung zu beenden und weiter zu gehen.
Im Grunde könnte also alles so bleiben. Wenn es da nicht dieses eine Problem gäbe: Ich mag Bücher.
Und daher denke ich schon seit einiger Zeit darüber nach, wie ein NICHTLUSTIG-Buch aussehen würde, wenn ich es komplett selbst produziere und vertreibe. Mit neuen Cartoons, mit Bonus-Panels und einem Format, das auf der Toilette Eurer Eltern gut in der Hand liegt.
Noch denke ich darüber nach. Wenn es konkreter wird, melde ich mich...