Diversität in Cartoons

Ich habe vor einigen Tagen schon etwas zu Rassismus im Allgemeinen geschrieben und wie sehr er unterschwellig in vielem steckt, was wir für normal halten. Ausgelöst durch den Post eines anderen Cartoonisten in unserer supergeheimen Cartoonisten-Facebook-Gruppe habe ich heute noch ein paar konkretere Gedanken zu Diversität in Cartoons aufgeschrieben, bzw. warum es dort fast keine gibt.

Das Cartoon-Umfeld ist tatsächlich weder unter uns Künstlern, noch in unseren Werken sehr divers. Ohne jetzt genau gezählt zu haben, würde ich vermuten, dass die veröffentlichten deutschen Cartoonisten zu 90% weisse Männer sind. Die Ursachenforschung würde hier sicher den Rahmen sprengen (und meine Kompetenz übersteigen), aber diese Situation trägt natürlich extrem dazu bei, dass wir in diesem Weisser-Mann-Standard als Cartoonfigur hängen. Und das wiederum führt dann zum Henne-Ei-Problem, denn ich merke, dass ich grade bei den Hauptfiguren in Cartoons von anderen Hautfarben, aber auch manchmal von weiblichen Figuren zurückweiche, weil sie durch das „Brechen der Norm“ beim Leser dazu führen, dass in dieser Abweichung ein Teil des Witzes oder irgendeine Botschaft gesucht wird.

Das passiert aber natürlich vor allem, weil in Cartoons eben sonst nur weisse Männer zu sehen sind, wenn es nicht grade um Beziehungen geht (die auch fast nie gleichgeschlechtlich abgebildet werden, wenn es nicht direkt irgendeinen thematischen Anlass gibt) oder andere Klischee-Frauenrollen wie Mütter oder Krankenschwestern für Gags gebraucht werden.

Durch die Arbeit mit Klischees und gelernte Standard-Settings funktionieren ja viele Gags, aber grade dadurch bestätigen wir eben auch, was „der Standard“ ist. Ich versuche das seit einiger Zeit wenigstens durch andersfarbige Hintergrundfiguren etwas zu brechen, aber ich merke selbst, wie zögerlich ich bei der Sache bin.

Ich habe so oft erlebt, dass in Cartoons von mir Gesellschaftskritik oder Bezüge zu aktuellen Themen interpretiert wurden, ohne dass das jemals meine Absicht war. Alles was in einem Ein-Bild-Cartoon gezeigt wird, hat plötzlich eine Bedeutung. Das macht es schwierig, Diversität als Normalität abzubilden, wenn man einfach nur einen albernen Witz machen möchte.

Eine Lösung habe ich also leider nicht parat, aber ich finde gut, dass auch andere Cartoonisten darüber nachdenken und ich hoffe, dass unsere Arbeit und unsere Kollegen in den nächsten Jahren etwas diverser werden.